Uta Schotten

⎯⎯⎯ Ich male es

 


Der ewige Ursprung der Kunst ist, dass einem Menschen Gestalt gegenübertritt und durch ihn Werk werden will. Die Gestalt die mir entgegentritt, kann ich nicht erfahren und nicht beschreiben; nur verwirklichen kann ich sie. Doch ist sie klarer als alle Klarheit der erfahrenen Welt. Nicht als ein Ding unter anderen Dingen. Nicht als ein Gebilde der Einbildung, sondern als das Gegenwärtige. Auf Gegenständlichkeit geprüft, ist die Gestalt gar nicht existent. Das gegenwärtig Seiende, kann keine Gestalt annehmen, bis ich sie ihr gebe.
 
Sie wirkt an mir, wie ich an ihr wirke. Schaffen ist schöpfen. Erfinden ist Finden. Gestaltung ist Entdeckung. Indem ich verwirkliche, decke ich auf. Ich führe die Gestalt hinüber in die Welt. Das Werk ist ein Ding unter Dingen, als eine Summe von Eigenschaften beschreibbar. Dem empfangend Schauenden kann mein Werk von Mal um Mal leibhaft gegenübertreten und als sich ewig erscheinende Gestalt, in Gegenwärtigkeit – fortwährend neu ereignen. Der empfangend Schauende, kann die Malerei als sich im Jetzt Ereignendes, lebendiges erfahren.
 
Wogegen frühere Werke aus dem Leiden geboren wurden, erschaffe ich jetzt aus dem geklärten Geist. In der ersten Phase meines Lebens habe ich mit getrübtem Geist auf diese Welt geschaut. Wogegen der getrübte Geist, die Welt mit Schrecken, sieht, sieht der geklärte Geist, die Welt in Frieden und göttlicher Ordnung.
 
Es ist ein Finden, ohne Suchen; ein Entdecken dessen was das Ursprüngliche und der Ursprung ist. Wo alles Mittel zerfallen ist, geschieht diese gegenwärtige Begegnung, nach der ich strebe. (Christus-Denken = Die Dualität im Geist aufheben) Ich vertrete keine erdachte, konzeptionelle Position.
 
Sofern der Mensch sich mit Dingen begnügt, die er erfährt und gebraucht, befindet er sich in der Vergangenheit und sein Augenblick ist ohne Präsenz. In Präsenz und dem geklärten Geist findet Schöpfung einer Qualität statt, die aufhört die vorherrschende Gestalt der Welt wahr zu machen. 
 
Ich analysiere nicht. Ich male es.

 

Uta Schotten im August 2024

 

 

⎯⎯⎯ Ich male es

 


Es bedarf im Leben keiner Versuchsanordnung, keiner Logik. Das Leben will nichts beweisen. Alles ist möglich im Hier und Jetzt in Abwesenheit von Raum und Zeit. Kunst ist Leben aus dem Geist der Intuition. Die Intuition ist die einzige Möglichkeit menschlicher Wahrnehmung, die über die Logik des Verstandes hinausreicht, um Dinge mit anderen Augen zu sehen.
 
Ich mache meine Erkenntnisse, meinen Blick auf die Welt, auf der Leinwand sichtbar. Handwerk, Technik, Effekte interessieren mich nicht. Ich kehre der Welt den Rücken, um meiner Intuition, dem Erkenntnisprozess zu folgen. 
Die Auseinandersetzung mit mir selbst ist wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Malerei ist gnadenlos, direkt und pur, sie spiegelt das Sein. Hier gibt es kein Verstecken hinter technischem Vehikel.
 
Malerei ist das Schweigen des Verstandes. Malerei kann nicht erdacht werden. Das Menschenleben dient der Entwicklung. Die Malerei habe ich dafür zu meinem Spielfeld erklärt. Der Kopf verlangt nach Logik und Worten. Das intuitive Wissen ist Gespür. Spüren führt mich zur Wahrhaftigkeit. Sehen führt mich zur Wirklichkeit. Die Intuition ist weiser und intelligenter als Du und Ich. Was ich fühle und sehe, muss nicht analysiert, nicht interpretiert, nicht diskutiert oder mit dem Kopf verstanden werden.


Ich male es.

 

Uta Schotten im November 2016

NEWS