Siegfried Gohr

Uta Schotten

Die Malerin blickt auf sich selbst und tut das mit schonungsloser Rückhaltlosigkeit. Sie stützt sich bei ihrem Vorgehen auf die Photographie, die doch scheinbar sichere Basisdaten liefern kann. Bald zeigt sich jedoch, dass das photographische Bild den Prozeduren der Malerei nicht standhalten kann; sie zersetzt die figürliche und mimetische Substanz der Motive. Der mögliche Naturalismus, der dem Photographieren innewohnen kann, wird allmählich aufgelöst und es verliert sich der häufig gesuchte Reiz, wenn die Malerei eine Photographie in ihrem Bereich transformiert. So scheint es dem Anliegen von Uta Schotten eher zu entsprechen, wenn man ihre Recherchen dort ansiedelt, wo die Bilder entstehen und wieder verschwinden.


Es erscheint deshalb verständlich, dass das Motiv des Augenpaares in ihren Gesichtern eine so wesentliche Rolle spielt. Die Augen, in die man schaut und aus denen der Blick auf die Außenwelt fällt, bilden die entscheidende Grenze. Sie sind die Fixpunkte und zugleich die geheimnisvollen Übergänge von innen nach außen, vom Ich zur Welt, aber auch zum entstehenden und sich entziehenden Bild. Der Blick auf sich selbst führt deshalb nicht zur Selbstgewissheit, sondern zu Fragen über Fragen. Die stilistischen Mittel der Malerin wurden so gewählt, dass die Schonungslosigkeit der Blicke fast zart und behutsam ins Bild kommt. Die Farbtöne bleiben gebrochen, von Licht getränkt. Der Pinselstrich wird ganz sicher gesetzt und doch entsteht das Gefühl beim Betrachter, als ob der Pinsel das, was das Auge sieht, gleichsam abtastet, als ob er mit der Sensibilität von vorsichtigen Fingern versehen sei.


Siegfried Gohr

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